• Künstlerische Interventionen

• Spekulative Forschung

• Partizipative Gestaltung

Agora Kommitee

Agora Kommitee

Künstler*innenresidenz in einer Modularen Unterkunft für Flüchtlinge

Menschen in Modularen Flüchtlingsunterkunften sind oft perspektivlos in ihren Wohneinheiten, stehen kaum in Kontakt zur umgebenden Nachbarschaft und haben aufgrund des Arbeitsverbots wenig Beschäftigung vor Ort. Auch wenn es zahlreiche Versuche gibt, neue Angebote für Geflüchtete zu schaffen, wird dabei oft die negierte Handlungsmacht dieser Menschen nicht thematisiert. Im Rahmen der Künstler*innenresidenz RESIDENZPFLICHT habe ich daher im Herbst 2022 ein partizipatives Kunstprojekt in einer Modularen Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) am Rande Berlins realiseren können, in der die Geflüchteten selbst über die Verwendung des Produktionsbudgets diskutieren und entscheiden konnten. Letzlich ließ sich dabei aber festhalten, dass die Beteiligung während meiner Residenz ein wenig enttäuschend war. Auch wenn sich über 80 Menschen an der Abstimmung der Projektideen beteiligt hatten, kam am Ende kaum jemand vorbei, um diese auch umzusetzen. Ich muss immer wieder meine wenigen 'engeren' Bekannten fragen, wie sie sich bestimmte Dinge vorstellen oder was sie für Vorschläge für konkrete Fragestellungen haben, damit ich überhaupt eine Rückmeldung zur Gestaltung und Programmierung des bisher brachliegenden Gemeinschaftsraum erhielt. Das ließ sich letztlich auch oder vielleicht auch ausschließlich daraus erklären, dass die Lebenssituationen der Einzelnen so komplex und kräfteraubend sind, dass an Partizipatives gar nicht mehr zu denken blieb. Die eigene wohl etwas naive Vorstellung, man könne die vermeintlich negierte Handlungsmacht einzelner Geflüchteter in einem relativ kurzweiligen Kunstprojekt adressieren, stieß stark auf seine Grenzen. Mein Projekt wurde letzlich weniger zu einer Aufforderung zur selbstorganisierten Kunstproduktion als ein sich langsam entwickelndes Angebot an alle Menschen, die hier wohnen, arbeiten und perspektivisch (ehrenamtlich) tätig werden wollen. Aus dem Agora Kommitee wurde ein Social Club, der erst noch Raum und Programmierung erhalten musste, damit er dann auch nach meiner Zeit am Leben bleibt. Mein Projekt wurde folglich eine kontextspezifischen Bri-Collage aus den vorhandenen räumlichen, menschlichen, handwerklichen und künstlerischen Ressourcen dieses sehr besonderen Ortes. Damit wurden zwar immer wieder die Vorstellungen einzelner Geflüchteter adressiert, aber hauptsächlich die Fähigkeiten und Kapazitäten der hier arbeitenden Hausmeister, Sicherheitskräfte, Kunsttherapeutinnen, Ehrenamtlichen, Sozialarbeiter*innen und eben des einen hier residierenden Künstlers miteingebunden. Mehr dazu kann sich über den Blog des Residenzprogramms angeschaut werden. Das Projekt wird von mir als ehrenamtlicher Leiter und weiteren ehrenamtlichen Unterstützer*innen als SOCIAL CLUB seit Januar 2023 fortgeführt.

Residenzpflicht. msk7. 2022. Erste vier Fotos: Simone Fuchs.

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